Farbe in der Kunst
Im Rahmen unserer diesjährigen Inspiration Days waren wir mit der Kunstvermittlerin Laura Nübel im LWL-Museum in Münster unterwegs. Anhand von ausgewählten Bildern hat Laura uns interessante Einblicke in die Herstellungs- und Wirkungsgeschichte von Farbe gewährt.
Du bist auf der Suche nach spannenden Farbkontrasten oder harmonischen Kombinationen? Dann lohnt sich ein Besuch des Museums für einen inspirierenden Blick in die Vergangenheit.
Woraus bestehen Farben?
Bis ins 19. Jahrhundert hinein mussten Künstler und Künstlerinnen Farben zum Malen in ihren Werkstätten und Ateliers selbst gewinnen. Dazu griffen sie auf natürliche Pigmente, z. B. Gemüse, Obst, Mineralien und Kräuter, zurück. Der Farbstoff wurde dann mit anderen organischen Substanzen wie Leinöl, Leim oder Eiweiß gebunden und verarbeitet.
Die Farben verblassen über die Jahrhunderte oder verändern sich. Beispielsweise erscheinen ursprünglich blaue Blüten in manchen Gemälden heute braun. Das liegt daran, dass die Farbpigmente durch die Lichteinwirkung nach und nach zerfallen oder sich verändern.
Blick auf eine bunte Welt
Im 19. Jahrhundert wurden qualitativ hochwertige Farben haltbar gemacht und in Tuben angeboten. Diese konnten zum Malen an jeden Ort mitgenommen werden, was zur Folge hatte, dass Künstler und Künstlerinnen ihre Werkstätten und Ateliers nun auch verlassen konnten, um draußen zu malen. Diese „Befreiung“ lässt sich an den Inhalten der Bilder erkennen: Es gab immer mehr Naturmotive, bei denen auch die Darstellung von Licht zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten eine große Rolle spielte.
Die neu gewonnene Freiheit sorgte im weiteren Verlauf der Geschichte dafür, dass Farben immer häufiger dazu genutzt wurden, um das eigene „Sehen“ darzustellen. Statt sich an einer möglichst realistischen Darstellung der Natur zu versuchen, verschmelzen leuchtende Farben auf der Leinwand miteinander und beginnen auch beim Betrachten des Bildes zu flimmern. Schließlich wurde auch der Prozess des Malens thematisiert, in dem z. B. Pinselstriche sichtbar wurden.
Farben als Ausdruck
Künstlerinnen und Künstler gingen immer häufiger der Fragen nach, wie Farben und deren Beziehung zueinander bestimmte Gefühle in der betrachtenden Person auslösen. Es wurde sowohl die visuelle als auch die emotionale Wirkung von Farbe erforscht, die ja höchst individuell ist.
Kompositionen mit einfachen Formen sind besonders gut geeignet, um mit dieser Farbwirkung zu experimentieren. Entsprechend abstrakt waren die Bilder. Farben und Formen wurden nebeneinandergestellt, um ihre Wirkung zu erforschen. In vielen dieser Werke spielen große Farbflächen eine wichtige Rolle. Es geht dabei um genau kalkulierte Kontraste, Spannungen und Harmonien. Auch begannen Künstlerinnen und Künstler damit, neue Farben zu produzieren und sich mit deren Mischung und dem Auftrag der Farben auf die Leinwand zu beschäftigen.
Josef Albers zum Beispiel wählte das Quadrat als ausgewogene Grundform, um die Wahrnehmung von Farbe so wenig wie möglich durch „Inhalte“ zu beeinflussen. Er entwickelte während seiner Arbeit farbtheoretische Grundlagen, die bis heute von Interesse sind. 1963 brachte er das Werk The interaction of color heraus. Das Buch entwickelte sich schnell zu einem Standardwerk und erläutert farbtheoretische Prinzipien anhand von Studien zu Farbrelativität, -intensität und -temperatur, aber auch zum Phänomen von vibrierenden und verschwindenden Grenzen zwischen Farbflächen.
Es gibt also viel zu lernen von der Kunst und ein Besuch im Museum ist immer auch eine tolle Gelegenheit, um auf neue Ideen zu kommen, was die Gestaltung Deines Zuhauses angeht. Wir wünschen Dir viel Spaß beim Entdecken!
Das 2014 erbaute LWL-Museum für Kunst und Kultur befindet sich in der wunderschönen Innenstadt von Münster und vereint 1.000 Jahre Kunst vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart.
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Domplatz 10
48143 Münster